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Die Alpenschalter – Mit der Vespa durch die Leichtigkeit der Alpen...
(Stand 22. März 2025)
Meist bleiben Passanten stehen, oft huscht ihnen ein Lächeln übers Gesicht, gelegentlich zeigt ein Daumen gen Himmel. Eine Szene, die vielen Fahrerinnen und Fahrern klassischer Vespas vertraut sein dürfte. Denn so eigen und charmant Oldtimer auch sind – die Vespa nimmt unter ihnen eine besondere Stellung ein. Sie ist kein bloßes Fortbewegungsmittel, sondern Trägerin eines Lebensgefühls. Eines, das nach Freiheit riecht und nach Sonne klingt.
Wer auf einer alten Vespa sitzt und mit gemächlichem Tuckern durch die Landschaft gleitet, dem zeichnet sich bald ein seliges Dauerlächeln ins Gesicht. Und je mehr dieser knatternden Zeitkapseln sich zusammentun, desto mehr wächst diese stille Glückseligkeit – ein Gefühl, das man kaum beschreiben, sondern nur erleben kann.
„Da Vespa fahren, wo andere Urlaub machen – das ist der Wahnsinn!“, meinte einst ein Teilnehmer unserer legendären Ausfahrt Giro del Porno. Nun, das mit dem „Urlaubsort“ mag nicht exklusiv für das südöstliche Alpengebiet Bayerns gelten. Doch gleichwohl – es ist eine Region von betörender Schönheit. Und in der Tat: Diese Kulturlandschaft vom Sattel eines blechernen Schaltrollers aus zu erfahren, ist ein ästhetischer Hochgenuss, eine sinnbildliche Symbiose aus Kultur und Natur.
Wie es so schön heißt: „Gemeinsam ist besser als einsam.“ Aus eben diesem Geist heraus wurde der Vespaclub Alpenschalter geboren.
Von den Chiemgauvespen zu den Alpenschaltern
Im Jahr 2010 fanden sich in Aschau im Chiemgau einige Enthusiasten zur Gründung der Chiemgauvespen zusammen. Rasch zeigte sich, dass im östlichen Voralpengebiet eine nicht unerhebliche Zahl „vespaverrückter“ Menschen unterwegs ist. So wuchs die Gruppe bald auf 31 Mitglieder aus Südostbayern und dem Tiroler Oberland an.
Erfreulicherweise ist bei den Alpenschaltern auch ein beachtlicher Anteil an Frauen vertreten. Und auch der Generationendialog wird gepflegt: Zwischen dem jüngsten Mitglied (Jahrgang 1987) und dem ältesten (Jahrgang 1955) spannt sich ein Zeitbogen, der von gelebter Vespa-Kultur erzählt.
Da viele Mitglieder nicht mehr aus dem Chiemgau stammen, wurde 2013 ein neuer Name gesucht – einer, der der gemeinsamen Heimatliebe zur Bergwelt Ausdruck verleiht. Der Clubname Alpenschalter war geboren – ein identitätsstiftendes Signet auch für die Mitglieder aus München, Tirol, dem Inngau und dem Tegernseer Tal.
Zweitaktöl, Schraubergespräche und Kulturpflege
Die Alpenschalter organisieren regelmäßig Ausfahrten durch die atemberaubende Natur ihrer Heimat. Gäste sind stets willkommen – gleich ob mit Vespa oder einem anderen Schaltroller aus Blech. Nach der traditionellen „Blaunebelausfahrt“ kehrt man meist zu einer zünftigen Brotzeit ein. Dort entfalten sich schnell lebhafte Gespräche über Zündzeitpunkte, Vergaserdüsen und andere Zweitakt-Poesie.
Ein Fixpunkt im Kalender ist der monatliche Rollerstammtisch, jeweils am dritten Freitag des Monats um 19:00 Uhr im Gasthof Maurer in Grainbach am Samerberg – ein Treffpunkt für Fachsimpelei und Freundschaftspflege gleichermaßen.
In der vespaarmen Zeit des Winters veranstalten die Alpenschalter regelmäßig Workshops, bei denen erfahrene Schrauber ihr Wissen weitergeben. Denn technische Kompetenz ist unerlässlich: Die meisten Mitglieder besitzen im Schnitt zwei oder mehr Schaltroller.
Die Modellvielfalt reicht von den Anfängen der 1940er-Jahre bis in die 1990er – von Wideframe über Largeframe bis hin zu Smallframe-Modellen verschiedenster Hersteller: Piaggio, ACMA, Douglas, Motovespa und andere.
Mit Stil und Herz unterwegs
Auch bei internationalen Vespa-Treffen ist der Club aktiv vertreten – etwa bei den Vespa Alp Days in Zell am See oder den Vespa World Days, sofern sie in erreichbarer Entfernung stattfinden. 2014 etwa stellten die Alpenschalter in Mantua die drittgrößte deutsche Abordnung, und auch 2015 in Biograd war man mit einer beachtlichen Delegation dabei.
Unverkennbar sind die Mitglieder durch ihre laubgrünen Clubklamotten. Und wer genau hinsieht, erkennt an den Vespas ihre kunstvoll gestickten Beinschildbanner aus Segeltuch – eine bewusste Reminiszenz an alte Handwerkskunst, weit entfernt vom üblichen PVC-Druck.
Einladung zur Gemeinsamkeit
Wer sich als Vespafahrer in unser Einzugsgebiet verirrt – sei es im Urlaub oder auf der Durchreise –, ist herzlich eingeladen, mit uns Kontakt aufzunehmen. Vielleicht ergibt sich eine gemeinsame Ausfahrt. Oder man trifft sich – ganz unprätentiös – bei einer unserer Veranstaltungen. Denn eines bleibt gewiss:
Die Vespa ist mehr als ein Roller. Sie ist eine Philosophie auf zwei Rädern. Ein Anker der Freundschaft.